Small Britain
Auf dem Weg von Cordoba ans Meer hatten wir vom 16. zum 17.4. in La Carlota übernachtet, einem grossen, gut ausgebauten Campingplatz ohne grösseren Ort in der Näche und fast ohne Schatten und Charme – aber grundsätzlich war alles da, sogar eine Art Restaurant.


Für die Nacht darauf hat uns Erika für eine Übernachtung im Camping «La Bella Vista» bei Manilva einquartiert, wieder mal am Meer! Dank unseres knapp 6m kurzen Gefährts dürfen wir uns in der zweiten Reihe am Meer positionieren. Wie der Name schon sagt, ist der Blick auf die beeindruckende Brandung sehr schön. Aus der einen Übernachtung werden darum auch drei, aber davon später mehr…
Vor der Ankunft haben wir noch eingekauft; diesmal ist wieder ein Stück Fleisch mit dabei. Falls wir diesen Abend nicht grillieren würden, dann sicher am Abend darauf – in den Bergen.

Und wir grillieren nicht diesen Abend, sondern besuchen wieder mal das Camping-Restaurant. Es stehen diverse Pies zur Auswahl, im Hintergrund hören wir das in englisch moderierte Ratespiel und auf dem Bildschirm über der Bar flimmern aktuelle Snooker- und Pferderenn-Resultate. Insgesamt recht britisch, finden wir.
Nach dem Zmorge des 18.4. waschen wir in einem eigens für’s Abwaschen gebauten, offenen Stand mit kleinem Dach ab.

Das elektrische Bewirtschaftungs-Gefährt der Platzverwaltung rollt an uns vorbei. Der übellaunige Fahrer peilt einen der benachbarten Plätze an. Dort erwartet ihn ein englisch sprechender Gentleman fortgeschrittenen Alters auf «Landsitz», d.h. ein ziemlich grosser Wohnwagen mit Vorgärtchen, Plastikblumen in Plastiktöpfen und LED-Girlanden. Den Herrn stört offensichtlich der schwache Schatten des dürren Bäumchens neben seinem mit Plastikrasen belegten Mini-Grundstücks. Und da er einer der vielen Dauergäste zu sein scheint, werden dem Bäumchen kurzerhand sämtliche Äste abgesägt.
Wir würden es auch nicht glauben, wenn wir es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten. Ohnehin sind geschätzt zwei Drittel der Platzbewohner Briten; und wiederum davon der grösste Teil Langzeitgäste, die bei den ersten Sonnenstrahlen ihre von Crèmes glänzenden und trotzdem knallroten Rundungen der Sonne entgegenstrecken.
Wie auch immer ziehen wir uns in unseren eigenen Landsitz zurück, lesen und diskutieren ein wenig und machen uns gegen Abend auf zum nahegelegenen Hafenstädtchen, eben Manilva. Das Tosen der Brandung, der Dauerwind und der blaue Himmel haben uns den ganzen Tag begleitet, wir möchtem mehr davon und wir bleiben eine weitere Nacht.
Die knapp zwanzig Minuten bis zum Ort stapfen wir barfüssig über den Sandstrand und versuchen, den Wellen auszuweichen, was uns zum Glück nicht immer gelingt. Das Wasser ist jedenfalls nicht allzu kalt – der Wind vom Meer aber erstaunlicherweise schon, weshalb wir noch eine Jacke mit dabei haben.

Die brauchen wir beim Apéro in der Abendsonne zwar nicht und auch nicht für das Nachtessen beim Asiaten; wohl aber für den Rückweg über die gut beleuchtete Strandpromenade.




