Es geht langsam, aber sicher, heimwärts. Heute zuerst noch ungefähr 100 Kilometer Richtung Norden – mit Besuch des beühmt-berüchtigten Kap Finisterre. Dann gegen Osten, bis kurz nach A Coruña.

Wir wollten ja noch eine Nacht länger bleiben – hier im Gebüsch des Campingplatzes bei Santiago de Compostela. Allerdings waren wir ja gestern Abend bereits da. Und heute ist es wieder sehr kühl und ziemlich bewölkt. Und feucht. Und ein Tassli haben wir auch schon. Und überhaupt scheint es am Meer wärmer und trockener zu sein.

Also ab ans Meer – ohne Zmorge! Trotzdem brauchen wir mit Zusammenpacken und in-der-Grauwasser-Schlange-stehen eine gute Stunde, bis wir abfahrbereit sind. Dann in typischer GoogleMap-Manier durch viele kleine Gässchen von Santiago bis auf die Autobahn Richtung Nordwestküste von Galizien.

Santiago de Compostela ist sicher ein Begriff. Hat nichts mit Wiederverwertung organischer Abfälle in Südamerika zu tun, sondern ist die Hauptstadt von Galizien, katholischer Erzibschofssitz und – vor allem – Wallfahrtsort und Ziel des Jakobswegs.

Von Peso da Régua bis hierhin nach Brega ist es nicht weit, laut Google Maps wäre die Strecke in etwa zwei Stunden zu fahren gewesen. Aber wer will denn schon über die Autobahn hetzen?

Also schauen wir uns unterwegs die 12-bogige Brücke der Römer in Chaves über den Tâmega an. Es ist wieder einmal sonnig, die Temperatur ist sehr angenehm, knapp 20 Grad. Dazu weht eine leichte Brise, die mit dem dichten Blätterwald des schönen Baumbestandes vor dem Städtchen spielt. Die Unterschiede zum Süden sind deutlich: es hat Bäume, und die haben grüne Blätter. Auf dem Weg zur Brücke begegnet uns ein junger Mann mit einem mir gut bekannten Gedget in den Händen: eine Fernsteuerung für eine Drohne von Dji. Aber wo ist die Drohne? Wie haben die hübsche und gleichzeitig imposante Brücke, die seit bereits zwei tausend Jahren hier steht, schon fast von allen Seiten abgelichtet, als wir den jungen Mann wieder sehen. Er watet im seichten Fluss umher und sucht sein Fluggerät, das er schliesslich dann auch aus dem Fluss zieht. Diesen Wasserschaden kann er vermutlich nicht mehr mit einem Föhn reparieren.

Nach der Brücke schlendern wir noch ein wenig durch die wirklich sehr alte Altstadt. Hübsch und sehr lebendig, mit vielen kleinen Läden. Aber die Häuser sind meistens baufällig oder nahe daran. Um so authentischer wirkt das Städtchen.
Vor einem kleinen Café hängt ein Glacé-Schild. Wir gehen hinein und kaufen eine Exotic und eine Magnum. Zu unserer Überraschung versucht sich die freundliche Ladeninhaberin in recht gutem Schweizerdeutsch. Im Gespräch finden wir heraus, dass sie vor 28 Jahren in der Gastronomie gearbeitet hatte, in Bern am Bundesplatz.

Bei der Wegfahrt von Chaves werden wir uns – zum Glück – wieder einmal bewusst, wie hoch 3m sind. Erika geht neben dem Sprinti, den ich im Schritttempo unter einer Überführung hindurch bewege, und kontrolliert, ob auch nichts kratzt. Alles im grünen Bereich. Die Zufahrt zu diesem Parkplatz war halt eine Einbahnstrasse…

Nach knapp zweistündiger Autobahnfahrt und Einkauf im Supermarkt sind wir auf dem Campingplatz in der Nähe von Porto angekommen. Da es keine Stellplätze für Camper mehr hat, haben wir uns für ein Häuschen entschieden, mit Parkplatz, wie es hiess. Dieser ist selbstverständlich für PKWs gedacht, und nicht für 3m hohe, 2m breite und 6m lange Ungetüme. Dementsprechend müssen wir lange «milimeterlen», bis wir unser unser Gefährt korrekt neben dem Haus Nr. 325 platzieren können. Leider verkehrt herum, und leider zu nahe am Bäumchen, womit wir die hintere Tür unmöglich mehr öffnen können. Sehr zum Amüsement der benachbarten Häuschenbewohner entscheiden wir uns deshalb, doch noch umzuziehen, in die Nr. 326. Mit viel «ranggen» kriegen wir den Camper vernünftig vor das Haus, mit der Schiebetüre auf der richtigen Seite, die Hintertüren lassen sich öffnen und es hat praktisch keine grossen Insekten. Keuch.

Wieder mal früh auf und dann gleich noch Kaltstart, d.h. ohne Zmorge und ohne Tee / Kaffee, aber wir sind und bleiben tapfer…

Die Bushaltestelle finden wir nicht gleich auf Anhieb, weil wir beim System der Bezeichnungen nicht durchblicken. Unsere Linie ist die 714. Und da es sie mit violetter oder grüner Farbe hinterlegt gibt, rätseln wir entsprechend, was für uns besser passen könnte. Endlich im richtigen Bus und auch in der korrekten Richtung, stellen wir fest, dass der Infobildschirm nur ein Standbild zeigt mit dem Namen des Busunternehmens. Es gibt auch keine Durchsagen und die Täfelchen an den Haltestellen sind derart klein beschriftet, dass man vom Bus aus kaum eine Chance hat, sie zu entziffern. Nur dank Google Maps können wir ungefähr abschätzen, wo wir gerade sind, und steigen auch nur eine Haltestelle zu früh aus, also vor dem Busbahnhof.

In Évora wollen wir heute, am Tag unserer Abreise, noch so einiges besuchen: das Aquädukt, auch die grosse Kathedrale mit Aussicht vom Dach auf die ganze Stadt und auch die etwas kleinere Kathedrale, die aber die grössten von Portugal in Privatbesitz ist. Dann noch die lästige Pflicht: Einkaufen. Wir brauchen Wasser, Tomaten und andere Früchte, Eier und Speck, vielleicht ein Stück Fleisch für den Grill sowie ein paar Biere.

Das Abbauen ist Routine, braucht aber seine Zeit und ist schweisstreibend, weil die Sonne sehr bald kräftig heizt und einige Tätigkeiten an der prallen Sonne ausgeführt werden müssen, wie z.B. die Montage der Velos auf dem Träger.

Kurz noch der letzte Toilettengang und los geht’s. Nach wenigen hundert Metern sinkt die Aussentemperatur von 39 auf immerhin 35 Grad. Trotzdem wollen wir so schnell nicht wieder aus dem Camper. Also streichen wir kurzerhand die morgendliche Sightseeing-Tour und beschränken uns auf den Einkauf.

Wir halten auf dem Fussballfeld-grossen Parkplatz des lokalen Intermarché und schnappen uns im Inneren des riesigen Supermarkts ein Wägeli, welches federleicht ist – weil vollständig aus Kunststoff. Schon bald haben wir unsere Siebensachen beisammen und wägelen rüber zu unserem Camper, wo ich dann Erika Stück für Stück durch die Schiebetüre hineinreiche, um sie dann gleich wieder zu schliessen. Erika ist seit Urzeiten unser Packmeister und verstaut Dinge an Orten, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt 😉 Aber wir versuchen, möglichst wenig Hitze hineinzulassen.

Nur ungefähr 150 km trennen uns vom «Lissabon Camping & Bungalows», die wir über die Autobahn hinter uns bringen.

Bereits gegen halb Vier checkt Erika für uns ein. Im waldähnlichen Campground bekommen wir einen Platz unter Bäumen. Wir fahren die Jalousie heraus, deren Stützen bereits ausserhalb des Standplatzes zu stehen kommen. Uns weht eine angenehme Brise entgegen, wodurch es im Schatten sofort angenehm wird. Ausserdem überzieht sich der Himmel mit Wolken, was uns die vielleicht schöne, aber auch warme Abendsonne erspart.

Die Anlage ist etwas in die Jahre gekommen, funktioniert aber und liegt im Stadtgebiet von Lissabon, wovon wir uns wegen des Strassenlärms überzeugen können. Mit dem Bus sind es 40 Minuten bis zum Busbahnhof von Lissabon, der im Hafengebiet von «Cais do Sodre» liegt, dem ehemaligen Rotlichtquartier.

Links davon gibt es das «neue» Lissabon mit dem Urban Beach und dem Maat, rechts davon das «alte» mit der Touristinfo, dem Alfama-Quartier und den bekannten Sehenswürdigkeiten.

Aber erst morgen. Heute, übrigens exakt einen Monat nach unserer Abreise, spazieren wir rüber zum Pool und dem Restaurant. Der Pool sieht hübsch aus, aber das Restaurant überzeugt rein visuell irgendwie nicht. Also entschliessen wir uns, selber zu kochen. Vorräte haben wir ja…

Unten links in Portugal ist nicht weit von unserem Campinplatz entfernt. Der südwestliche Zipfel ist relativ gut erschlossen mit schmalen Küstensträsschen und teilweise ergänzt durch Parkplätze mit sehr langen „Gangways“ aus Holz.

Erika‘s Velo hat hinten einen Platten. Wenn man mit Camper unterwegs und in relativer Nähe zum Meer oder zu einer Stadt ist, kann das etwas das Spiel verderben. Also gestern ab zu Rezeption und beraten lassen. Es gäbe da einen Velomech in Lagos – also nicht etwa in Nigeria – sondern bloss 6 km von unserem Camping entfernt gleich am Meer…

(da kommt noch mehr, bin noch nicht fertig…)

Von verschiedenen Seiten wurde uns zugetragen, dass eine (neue) Hitzewelle auf Spanien zurolle, z.B. von meinem Bruder, den H‘s aus H, von D aus dem Burgund und noch weiteren Mitleidensgenossen, die allesamt in der feucht-kalten Aprilmisere von Rest-Europa nachzuvollziehen versuchten, was hohe Temperaturen bedeuten könnten. Ihr seid doch Schätzelis, merci für Euer Mitfiebern!

Wie auch immer habe ich überheblicherweise z.B. meinem Bruderherz mitgeteilt, dass uns Spanien vorläufig nicht mehr interessiere – schliesslich seien wir in Portugal…

(da kommt noch mehr, bin noch nicht fertig…)

Um 11 Uhr ist Check-Out im Camping bei Cádiz. B und L besuchen uns noch kurz auf ihren Velos und dann geht‘s ans Packen: Abwasch, verräumen, Zähne putzen, Store einziehen, Luken dicht, Strom ab- und Velos anhängen, nochmals pipi, losfahren, Grauwasser und Frischwasser, Abfall und Toilette leeren und an der Barriere dank der weit verbreiteten, automatischen Nummernschilderkennung vorbei ins Getümmel der Einbahn- und sonst gesperrten Strassen raus aus dem Vorstädtchen – nicht, ohne nochmal Diesel getankt und Scheiben gewaschen zu haben.

„Little Havanna“ wurde Cádiz auch schon genannt – und auch entsprechend genutzt, zum Beispiel für etliche Schlüsselszenen in einem James Bond Film.

Die Lage der Halbinsel und der Hafenbecken hat schon früh zu regem Handel geführt.

Heute haben wir früh und äusserst effizient gezmörgelet. Das Schiff legt schliesslich um 9:30 Uhr ab, und der Fussmarsch zur Ablegestelle wird auf 30 Minuten veranschlagt.

Wie wir das vom Thunersee her gewohnt sind, stellen wir uns in die immer länger werdende Schlange vor dem Einlass auf den Katamaran. Dort verteilt der Kontrolleur die Tickets nach dem Ablegen. Ein bisschen stolz sind wir schon, dass wir es trotz der vielen Unwägbarkeiten geschafft haben (kommen wir rechtzeitig aus den Federn? Reichen 30 Min. bei einen straffen Fussmarsch? Wohin in dem weitläufigen Hafengelände müssen wir eigentlich?), und so weiter.

Der Kontrolleur guckt verdutzt, weil wir keine Tickets haben. Er sei nur für die Kontrolle zuständig, die Tickets gebe es DA! Wir sind von der falschen Seite zur Ablegestelle gekommen und sind keinen Schildern begegnet. Also huscht Erika ab. Könnte ja sein, dass die Fähre schon voll ist. Aber rs klappt alles und wir kommen nach Cádiz.

Während der halbstündigen Überfahrt spricht uns eine sympathische Frau in breitestem Bärndütsch an. Sie sitzt neben einem Herrn und konstatiert über ihre linke Schulter, dass das doch nach Bärndütsch klinge, was sie da gehört habe.

Erika in ihrer direkten Art entgegnet „Sichär nid“ und fotografiert weiter, was die Frau grediuse zum Lachen bringt. So lernen wir B und L aus Z (Namen sind der Redaktion bekannt;-) kennen. Es ergeben sich schon auf der Hinfahrt spannende Gespräche und auf der Rückfahrt ebenfalls, weil die Beiden auf demselben Camping einquartiert sind wie wir.

Wir haben schon weisse Dörfer gesehen, aber dieses hier ist besonders malerisch. Vejer de la Frontera hat um die 12‘000 Bewohner und ist eine andalusische Stadt in der Provinz Cádiz, ungefähr eine Fahrstunde von unserem Camping Playa Las Dunas ( in Cádiz selber) entfernt.

Beim Zurückfahren vertun wir uns navigatorisch um ein paar Kilometer und wollen uns runter von der Autobahn in eine Abfahrtsstrasse quetschen, die nur bis 2.75m Höhe befahrbar ist. Millimeter vor der drohenden Cabriorisierung (ok, ganz so knapp war‘s nicht) stoppen wir und versuchen, mit Warnblinker im Schritttempo zurückzusetzen. So ein Gehupe aber auch. Jedenfalls bringen wir die peinliche Episode schadlos hinter uns …

Zur Feier des Tages gönnen wir uns einen Restaurantbesuch im angrenzenden Hafenquartier, im Restaurante Maria Castaña. Klar ist mir aufgefallen, dass beim Fleisch nur Kilopreis angegeben ist, aber ich dachte, man werde nach der gewünschten Menge gefragt. Tut man nicht in Spanien, also bleibt für das Znacht am Abend darauf ein gehöriges Stück der 750 Gramm übrig..

Ihr kennt uns: in den Ferien bewegen wir uns nicht einfach von A nach B. „A“ steht im heutigen Fall für „Ronda“, „B“ für Cadiz. Schliesslich liegen noch viele weisse Dörfer zwischen A und B

Zusätzlich liegt aber auch Gibraltar dazwischen, konkret bedeutet dies den Wechsel vom Mittelmeer zum Atlantik.

Der Abschied vom Camping „La Bella Vista“ fällt un ungewohnt leicht – trotz der wirklich atemberaubend schönen Meeresbrandung mit passender Geräuschkulisse. Vielleicht sind uns vier Sterne einer zuviel?

Die drei Übernachtungen direkt am Meer haben ihre Spuren hinterlassen. Beispielsweise auf der Frontscheibe unseres immer noch ungewaschenen Sprinters. Nur wenige Minuten nach Abfahrt entdecken wir mitten im Strassengewusel eine Tankstelle von Repsol. Üblicherweise gibt es hier einen Kessel mit Wasser mit Schwamm. Also tanken wir und versuchen, mit dem kurzen Stengel die Windschutzscheibe unseres hohen Gefährts vom Meersalz zu befreien.

Dann ab in die Berge. Die beginnen direkt nach der Tankstelle und führen uns im Laufe des Tages über mehrere Pässchen von bis zu 900 Metern ü. M..

Bis nach Ronda, berühmt für seine Stierkampf-Arena – der ersten in Spanien (!) – sowie seiner über 100m tiefen Schlucht in den Felsen, die das Städtchen teilt.

Hier wird es haarig. Zunächst fahren wir Ronda von der falschen Seite her an und landen sofort auf dem Hauptplatz. Super, denken wir, aber die Fuchtelei des Beifahrers eines Abschleppdienstes für LKW‘s, der unmittelbar vor uns hält, macht uns stutzig. Also schnell wieder weg und über viele sehr enge Kurven und einen Riesenumweg auf die andere Seite.

Dort wieder in die Altstadt mit unserem Riesengefährt, bis wir endlich auf einem offiziellen Parkplatz beim Bahnhof mit Schranke und Ticket und allem Brimborium landen. Weiter zu Fuss in die von Touristen gut gefüllte Stadt bei knapp erträglichen 26 Grad. Da passt eine Glacé gerade perfekt. Schliesslich landen wir im Zentrum bei der sehr beeindruckenden Brücke über besagte Schlucht – und den anderen 1001 vorwiegend asiatischen Touristen.

Die sicherlich frische Glacé drückt auf Verdauung und Gemüt – wie auch die Einsicht, dass es heute nicht mehr bis nach Tarifa ans Meer reicht. Zurück am Bahnhof dann die leidige Erkenntnis, dass die Restaurant-Toilette mit Verweis auf die Touristen-Touilette geschlossen ist, und diese mit Verweis auf die aktuellen Umbauarbeiten ebenfalls. Glücklicherweise entpannt uns die borgdeigene Toilette…

Wie diskutiert reicht es nicht mehr bis ans Meer – das wären 3h, Start um 16:30. Also schnappen wir uns den nahegelegenen Campingplatz, nicht ohne von Google Maps durch eine Quartierstrasse geführt zu werden, die eine 2,5m hohe Unterführung hat. Wir sind aber 3m hoch, wissen das und umfahren unter heftigem Protest unseres Navis und anderer Verkehrsteilnehmer die Engstelle, um auf dem Campingplatz ohne weitere Zwischenfälle einen 500g-Fleischbitz (für Zwei;) auf dem Grill platzieren zu können.

Schön war‘s, aber auch anstrengend…

„Wolken“ klingt vielleicht etwas dramatisch, angesichts der Tatsache, dass es heute Nachmittag nur frisch, windig und eben wolkig wurde.

Den Wecker, im Volksmund auch Spielverderber genannt, haben wir auf 07:30 gestellt. Wir wollen nämlich den Sonnenaufgang am Meer miterleben. Und da dieser Mitte April erst gegen Acht Uhr stattfindet, sollten wir mit unserer Weckzeit früh genug sein.

Sind wir auch. Wegen der Eingangs erwähnten Wolken können wir uns aber leider nicht zweifelsfrei davon überzeugen. Macht nix: wir stapfen während über einer halben Stunde erst westwärts, dann wieder zurück durch den frühen, stürmischen, frischen und noch recht grauen Morgen und staunen ob der kräftigen Brandung mit hohen Wellen.

Dann heiss duschen und auf etwas weniger klamme Kleidung wechseln. Und endlich Zmorge 😋

Es wird im Laufe des Tages noch finsterer und kühler draussen; sogar mit wenigen Regentropfen – ein Grund mehr, drinnen zu bleiben 😇. Dank unseres Online-Zugriffs auf die Sonntagszeitung und diverse Magazine wird uns nicht langweilig, zumal sich die Nachbarschaft um uns herum verändert, was ebenfalls spannend sein kann…

Gegen Abend dann die Frage, ob wir selber kochen wollen. Wir probieren stattdessen das nahegelegene Strandbeizli aus…

Auf dem Weg von Cordoba ans Meer hatten wir vom 16. zum 17.4. in La Carlota übernachtet, einem grossen, gut ausgebauten Campingplatz ohne grösseren Ort in der Näche und fast ohne Schatten und Charme – aber grundsätzlich war alles da, sogar eine Art Restaurant.

Für die Nacht darauf hat uns Erika für eine Übernachtung im Camping «La Bella Vista» bei Manilva einquartiert, wieder mal am Meer! Dank unseres knapp 6m kurzen Gefährts dürfen wir uns in der zweiten Reihe am Meer positionieren. Wie der Name schon sagt, ist der Blick auf die beeindruckende Brandung sehr schön. Aus der einen Übernachtung werden darum auch drei, aber davon später mehr…

Vor der Ankunft haben wir noch eingekauft; diesmal ist wieder ein Stück Fleisch mit dabei. Falls wir diesen Abend nicht grillieren würden, dann sicher am Abend darauf – in den Bergen.

Und wir grillieren nicht diesen Abend, sondern besuchen wieder mal das Camping-Restaurant. Es stehen diverse Pies zur Auswahl, im Hintergrund hören wir das in englisch moderierte Ratespiel und auf dem Bildschirm über der Bar flimmern aktuelle Snooker- und Pferderenn-Resultate. Insgesamt recht britisch, finden wir.

Nach dem Zmorge des 18.4. waschen wir in einem eigens für’s Abwaschen gebauten, offenen Stand mit kleinem Dach ab.

Das elektrische Bewirtschaftungs-Gefährt der Platzverwaltung rollt an uns vorbei. Der übellaunige Fahrer peilt einen der benachbarten Plätze an. Dort erwartet ihn ein englisch sprechender Gentleman fortgeschrittenen Alters auf «Landsitz», d.h. ein ziemlich grosser Wohnwagen mit Vorgärtchen, Plastikblumen in Plastiktöpfen und LED-Girlanden. Den Herrn stört offensichtlich der schwache Schatten des dürren Bäumchens neben seinem mit Plastikrasen belegten Mini-Grundstücks. Und da er einer der vielen Dauergäste zu sein scheint, werden dem Bäumchen kurzerhand sämtliche Äste abgesägt.
Wir würden es auch nicht glauben, wenn wir es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten. Ohnehin sind geschätzt zwei Drittel der Platzbewohner Briten; und wiederum davon der grösste Teil Langzeitgäste, die bei den ersten Sonnenstrahlen ihre von Crèmes glänzenden und trotzdem knallroten Rundungen der Sonne entgegenstrecken. 

Wie auch immer ziehen wir uns in unseren eigenen Landsitz zurück, lesen und diskutieren ein wenig und machen uns gegen Abend auf zum nahegelegenen Hafenstädtchen, eben Manilva. Das Tosen der Brandung, der Dauerwind und der blaue Himmel haben uns den ganzen Tag begleitet, wir möchtem mehr davon und wir bleiben eine weitere Nacht.

Die knapp zwanzig Minuten bis zum Ort stapfen wir barfüssig über den Sandstrand und versuchen, den Wellen auszuweichen, was uns zum Glück nicht immer gelingt. Das Wasser ist jedenfalls nicht allzu kalt – der Wind vom Meer aber erstaunlicherweise schon, weshalb wir noch eine Jacke mit dabei haben.

Die brauchen wir beim Apéro in der Abendsonne zwar nicht und auch nicht für das Nachtessen beim Asiaten; wohl aber für den Rückweg über die gut beleuchtete Strandpromenade.

Die Mezquita lockt; auch wenn es schwer fällt, sich vom Camping in Granada zu trennen.

Aber die Mezquita-Catedral de Córdoba gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und war bis vor einem halben Jahrtausend die Hauptmoschee des maurischen Spaniens. Die damaligen Kalifen liessen das Gebäude immer wieder ausbauen; sie ist bis heute mit 23’000 m2 immer noch der grösste Moscheebau der Welt.

Danach pfuschte der dominanter werdende Katholizismus ins Bau- und Kunstwerk und verpasste dem riesigen Gebäude noch ein gotisches Kirchenschiff sowie einen Glockenturm und ein paar weitere, goldene Schwülstigkeiten.

Leider ist es heiss, sehr heiss. Davor wurden wir zum Glück von der Meteo-App gewarnt, weshalb wir schliesslich auf den geplanten Hotelaufenthalt verzichten. Wir hatten uns, vielleicht etwas halbherzig, zunächst für ein Hotel entschieden, weil es rund um Cordoba keine Campingplätze gibt. Übrigens sind es heute bereits zwei Wochen her, seit wir einem kalten und nassen Oberburg gestartet sind!

Aber erste Eindrücke konnten wir von Cordoba trotzdem sammeln; auch ausserhalb der Mezquita. Eigentlich hat uns diese Stadt mit ihrem Wahrzeichen sogar noch einen Tick besser gefallen als Granada mit der Alhambra. Aber eben: die Hitze 😉

Im dichter werdenden Abendverkehr suchen wir uns einen Weg vorbei an den riesigen Menschenmassen, die zum Fussballstadion wogen. Bei 34 Grad an der prallen Sonne. Das wird sicher ein heisses Spiel…

Bei der Fahrt nach Cordoba wurden wir von einem Mini-Tsunami im Camper überrascht; der WhatsApp-Status erzählt mehr darüber. Die Wegfahrt hingegen verläuft ohne weitere Pannen. Erika hat uns für eine Übernachtung im Camping «La Bella Vista» bei Manilva einquartiert. Wie der Name schon sagt, ist der Blick auf das Meer sehr schön. Aus der einen Übernachtung werden darum auch drei, aber davon später mehr…

Die 856 Hufeisensäulen aus Jaspis, Onyx und Marmor stützen den riesigen Betsaal, welcher zwei Drittel des 179 mal 134 Meter grossen Gebäudes einnimmt.

 

Wir freuen uns auf einen unverkrampften Sonntag in Granada. Nach unserem XXL-Camper-Zmorge, also mit Spiegelei und Speck sowie selbstgejagtem Brot mit diversen Belegungs- und Bestreichungsmöglickeiten sowie je einem Liter Tee und Kaffe fühlen wir uns gewappnet für einen weiteren Ausflug nach Granada – aber nicht, ohne vorher den Abwasch und etwas Aufräumarbeiten hinter uns zu bringen.

Nach einem kurzen Fussmarsch zur Haltestelle bringt uns der 14 Uhr Bus wie gestern in die Innenstadt; nur wissen wir jetzt genau, wo wir aussteigen wollen. Über Umwege durch die zahlreichen, malerischen und auch geschäftigen Gässchen stehen wir an einem der Eingänge zur Alhambra. Heute möchten wir die grossartigen Gartenanlagen der Generalife sowie weitere Bestandteile der Alhambra anschauen – immerhin haben wir ein 48h-Ticket, dessen Gültigkeit genau mit unserem gestrigen Zutritt zu den Nasridenpalästen um 17:30 startet, was ja auf dem Ticket vorgegeben war. Glauben wir. Wer lesen kann, ist wie immer im Vorteil: da stand nämlich, dass die 48h am Tag des Zutritts zu den Nasriden startet. Wir wollten heute aber im Abendlicht die Gärten besuchen, wozu es bereits zu spät ist, wie uns der bullige Portier erklärt.

Okay, Granada ist auch so hübsch. Wir entspannen uns wieder, nachdem wir nach langem Fussmarsch durch noch mehr Gässchen auf dem gegenüberliegenden Hügel ein Plätzchen finden, von dem wir die Alhambra in der Abendsonne bewundern dürfen.

Der Bus bringt uns gegen 23 Uhr wieder zurück in die Nähe unseres Campingplatzes. Der viertelstündige Fussmarsch durch die noch fast warme, aber windige Nacht bringt uns hinauf zu unserem rollenden Zuhause.